Dampflok IVK 99 585 - Dauerleigabe bis 2040 von der Muba
Schönheide
Ankunft der Leihlok 99 585 in Lohsdorf
25.08.2020
Kurz vor dem Bahnhofsfest 2020 in Lohsdorf ist auch die Dampflok IVK 99
585 in Lohsdorf eingetroffen. Ein ganz besonderer Moment der ein neues
Zeitalter des regelmäßigen Dampfzugverkehrs bei der Schwarzbachbahn
einläutet. Bevor es so weit ist, steht natürlich die Befundung und
betriebsfähige Aufarbeitung auf dem Plan.
99 585 wird mittels Diesellok entladen
99 585 ist angekommen in ihrer neuen Heimat
und macht eine gute Figur
Wissenswertes zur Lok
Die Lok wurde 1912 erbaut. Im 6. Lieferabschnitt (1912 – 1914) bei der
Sächsischen Maschienenfabrik vormals Richard Hartmann unter der
Fabriknummer 3597 und der sächsischen Betriebsnummer 175. Bei der
DRG/DR wurde sie dann unter der Loknummer
99 585 geführt. Ab 1970 dann mit EDV-Nummer 99 1585-1.
Daten und Stationierungen:
Sächs. Betr.-Nummer
175
Baujahr
1912 (6. Lieferabschnitt)
Auslieferung
11.11.1912
DR Nummer
99 585
Stationierungen:
von/im
bis
wo
1912
1953
Sayda
22.02.1953
17.03.1953
Zittau
1953
1966
Sayda
1963
1964
Reko RAW Görlitz
Dez 64
nach Reko Mulda
1965
1966
letzter Zug v. Sayda
26.07.1966
1973
Kirchberg u. Schöheide
1974
im Bw Thum geführt, Einsatzstelle
Jöhstadt
1975
1977
Schönheide
1977
1987
Mügeln
1987
1990
Mügelner Netz, danach Verkauf an
Museumsbahn Schönheide e.V.
1990
2020
Schönheide
- nicht betriebsfähig
2020
Kooperationsvereinbahrung mit- und
Ausleihe an
Schwarzbachbahn e.V.
07.09.2020
Beginn Befundung mit anschließender
betriebsfähiger
Aufarbeitung
Beginn der Aufarbeitung von 99 585
07.09.2020
Am Tag nach dem Bahnhofsfest wurde mit der Demontage der
Feinausrüstung und der Wasserkästen die Zerlegung zwecks
Hauptuntersuchung begonnen. Einen Tag später waren auch noch sämtliche
Rohrleitungen demontiert. Ziel ist eine zeitnahe Demontage des Kessels, um
mit den Arbeiten am und im Kessel beginnen zu können.
In unregelmäßigen Abständen soll in diesem Thread über den Fortschritt der
Arbeiten berichtet werden. Ein Fertigstellungstermin ann zum jetzigen
Zeitpunkt mit allen noch möglichen Unwägbarkeiten einfach nicht genannt
werden.
Noch komplett steht die Lok im Bahnhof Lohsdorf
Demontage der Wasserkästen
Update 12.09.2020
Heute gab es wieder ein paar sichtbare Fortschritte an 99 585. Die
Kesselverkleidung, Führerhausdach und Seitenwände sind demontiert, sowie
alle Kesselbefestigungen gelöst. Demnächst soll der Kessel nun vom Rahmen
abgehoben werden. Das Führerhausdach wurde abgenommen
Update 13.12.2020
Hier erneut ein kleiner Zwischenbericht zur Aufarbeitung der 99 585.
Im Oktober wurde der Kessel der Lok abgehoben und zur Untersuchung
auf einem Schwellenstapel abgelegt. Somit kann man in der Feuerbüchse
und im Kessel selbst arbeiten. Das Fahrgestell wurde derweil mit Plane
abgedeckt bevor es bald unter den erweiterten Fahrzeugunterstand
einziehen wird.
Danach begann die aufwendige Innenreinigung des Kessels. Aufgrund des
harten Mügelner Wasser zu ihrer Einsatzzeit dort hat sich eine doch rechte
dicke Kruste im Kesselinneren gebildet. Außerdem werden vorsorglich etwa
ein Drittel aller Stehbolzen getauscht, deren Schweißnahtausführung als
grenzwertig einzustufen war. Ansonsten befindet sich der Kessel in einem
guten Zustand
Nachdem die Stehbolzenüberstände auf beiden Seiten mit dem Brenner
abgeschält waren, wurden die Stehbolzen zunächst nach innen geschlagen,
in der Feuerbüchse nochmals gekürzt und dann in den Wasserraum
geschubst. Auf diese Weise müssen die verkalkten Stehbolzen nicht mit
ganzer Länge durch ihre Bohrungen getrieben werden. Anschließend
konnten die 126 Stehbolzen durch die Waschluken aus dem Kessel entfernt
werden.
Währendessen läuft die Aufarbeitung der
Feinausrüstung und weiterer
Ausrüstungsgegenstände wie z.B. der
Schmierölpresse Bauart Grützner. Hier in alle seine
Einzelteile zerlegt. Der Eichdruckmesshahn erwies sich als ziemliche
Herausforderung beim Einsschleifen, deutlich sieht man auf dem ersten
Bild das sowohl Hahnküken als auch Gehäuse tiefe Auswaschungen
aufwiesen welche ausgeschliffen werden mussten.
Vor dem letzten Schleifgang sieht es schon ganz gut aus. An den
Eichdruckmesshahn wird später das Kesselmanometer und im Prüfungsfall
das Prüfmanometer angeschlossen. Auch die Ölsperren werden komplett
zerlegt und aufgearbeitet. Hier das Puzzle einer Sperre der Bauart Michalk.
Update 26.03.21
Für dieses Update stand ein Artikel von Helge Scholz im
Dampfbahnmagazin 01/2021 Pathe.
Inzwischen hat eine Befundung des Kessels stattgefunden. Im Ergebnis ist
der Kessel in einem unerwartet guten Zustand. Die Lok wurde ja bereits
1992 in Mügeln abgestellt und ist seitdem nicht mehr Einsatzfähig gewesen.
Das harte Mügelner Wasser hatte die Bildung einer harten Kruste im
Inneren des Kessels zur Folge. Diese musste entfernt werden.
Vorsorglich wurden ca. 1/3 der Stehbolzen entfernt und erneuert.
In Oberwiesenthal und in Heimarbeit wurden u.a, die Speisventile durch
Neuteile ersetzt. Die alten Ventile werden später als Ersatzteile
aufgearbeitet. Alle innerern Bauteile der Strahlpumpen wurden neu
gefertigt und eine weitere Reservepumpe beschafft.
Ölsperren, Ölgefäße und die Ölpresse wurden zerlegt und aufgearbeitet.
Der Dreiwegehahn und Umschalthahn ebenso. Neu eingeschliffen und
abgedrückt sind die Wasserstandsprüfhähne. Der Eichdruckhahn ist fertig.
Am großen Dampfentnahmestutzen auf dem Stehkessel wurden alle
Dichtflächen gefräst. Die Ventilsitzbuchsen wurden nachgesetzt. Mehrere
Absperrventile wurden ebenso bereits erneuert oder aufgearbeit. Die
Anstellventile wurden von Messing auf PTFE-Kegel (Polytetrafluorethylen)
umgerüstet. Die beiden Anstellventile des Hilfsbläsers und Läutewerks sind
komplett mit Gehäusen aus Edelstahl erneuert worden.
Von Privat konnte ein noch aufzuarbeitender intakter Körtingsauger
beschafft werden. Gleiches gilt für die beiden Kesselsicherheitsventile und
ein Ersatzventil.
Inzwischen ist auch ein vor einiger Zeit beauftragter neuer Aschekasten in
Lohsdorf eingetroffen. Die Ausrüstung mit Klappen, Rosten und
dergleichen erfolgt dann in Lohsdorf wieder in Eigenregie.
Im Bild der alte und neue Aschekasten sowie die Roste. Die Anpassung an
den Kessel erfolgt vor Ort.
Was hat die weitere Befundung ergeben?
Die Lokomotive ist in einem unerwartet guten Zustand. Dies ist sicherlich
ein Verdienst der Museumsbahner in Schönheide, welche die Lok sehr gut
konserviert haben nach dem Erwerb. In Mügeln wurde sie wohl auch nicht
bis aufs äußerste auf Verschleiß gefahren. All das kommt uns heute zu
Gute.
Das Fahrwerk scheint nach Begutachtung auch in einem guten Zustand zu
sein. Die Oberflächen der Zylinder und Schieberspiegel befinden sich in
einem tadellosen Zustand. Die Arbeiten am Fahrwerk beginnen mit
Beendigung der Corona- Ausgangsbeschränkungen.
Wir sind daher sehr zuversichtlich, dass 99 585 eines Tages den
Schwarzbachbahnzug nach Ehrenberg und vielleicht sogar talwärts ziehen
wird.
Update 08.11.2021
Im Jahr 2021 wurden weiter fleißig Teile der Lok aufgearbeitet. Zum
Jahresbeginn wurde die zentrale Dampfentnahme aufgearbeitet. Dabei
mussten unter anderem neue Gewinde geschnitten und Dichtsitze
nachgefräst werden. Auch ein Satz neue Dampfventile wurde angeschaft.
Der Absperrhahn für den
Wasserstand, oder korrekt das
Wasserstandschnellschlußventil,
wurde komplett zerlegt, gereinigt und
wieder zusammengebaut.
Auch die Injektoren haben eine
Aufarbeitung erfahren.
Komplett neu gebaut werden
musste der Dampfkopf mit
Anstellspindel und Spitze einer
60l Strahlpumpe. Im übrigen
ein unverkennbares Merkmal
einer saugenden Strahlpumpe,
da nichtsaugende
Strahlpumpen keine
Anstellspindel mit Düsenspitze
besitzen. Diese dient dem
gefühlvollen Ansaugen der
Wassersäule. Bei
nichtsaugenden Strahlpumpen
liegt immer Wasser an und es
braucht lediglich der Dampf als
Triebkraft angestellt werden.
Im unteren Bild zu sehen ist
das Abschlammventil der
Bauart Gestra.
Im April präsentierte sich die zentrale Dampfentnahme-Einheit mit frisch
vergoldeten Handrädern. Schließlich wollen unsere Lokpersonale künftig
auch etwas zum putzen haben ;)
Nach dem Ausbau der Hoch- und Niedrigdruckkolben wurden diese
verladen um die Stangen schleifen zu können. Der Kreuzkopf wurde
gereinigt um ihn befunden zu können. Demontage gehört natürlich auch
zum Geschäft und kleine Ersatzteile werden gleich in unserer Werstatt
gefertigt.
m Mai liefen die Vorbereitungen für das Abnehmen des Rahmen von den
Drehgestellen, sowie deren Demontage. Im Zuge dessen wurde
vereinsintern ein Spendenaufruf für einen leistungsfähigen Kärcher
gestartet, welcher in sehr kurzer Zeit den Kauf eines Profigerätes
ermöglichte. Zum Ausbau der Bremswelle wurde die Lok auf den
Bahnübergang geschoben.
Was dann folgte muss man nicht kommentieren…
Im Juni wurde in der Rauchkammer ein Flicken eingesetzt. Das Blech war
etwas dünn geworden.
Ebenso wurden Achslager abgedreht um an den Rändern Weißmetall
gießen zu können. Mit WM10 wurden auch die Stangenlager ausgegossen.
Neue Achslager Gleitplatten wurden gekauft und das Bremsgestänge
gereinigt. Im Kessel wurden neue Stehbolzen eingeschweißt. Zwei neue
Schieberstangen wurden gefertigt.
Die Domdeckeldichtung wurde geschliffen. In Aufarbeitung sind auch die
Schwingen der Lok.
Im Oktober wurden die ausgegossenen Lager für die Schieberführungen
gedreht.
Noch zu erledigen sind in der groben Übersicht:
- Aufarbeitung Radsatzgruppe (Schweiß-, Dreharbeiten)
- Fertigbearbeitung Achslager (Lagerschalen ausbohren)
- Fertigbearbeitung Stangensatz (Lagerschalen ausbohren)
- Kessel strahlen und lackieren
- Einbau Rohrsatz im Kessel (100 Stück Heizrohre einschweißen und
einwalzen)
- Teilerneuerung der Kesselverkleidung
- Erneuerung der gesamten Verrohrung am Kessel und im Triebwerk (ca.
150m Rohrleitungen)
- Teilerneuerung Wasser- und Kohlenkasten
- Lackierung
…und natürlich die Montage aller Baugruppen.